Christoph Kolumbus heiratete in Portugal Felipa Moñiz
Perestrello, eine Frau aus altem portugiesisch-französischen Kreuzrittergeschlecht.
Sie wurde die Mutter seines ältesten Sohnes und späteren Nachfolgers
Diego Colón.
Das Auftauchen der Nave Palavissima vor Zypern
provozierte im August 1476 zwei lange Seeschlachten mit der venezianischen
Flotte. Die Genuesen unterlagen mit 120 Opfern. Der venezianische Flottenführer
sagte gegenüber den mailändischer Agenten aus, die Genuesen hätten
ihm den Warenzoll verweigert und dies mit der Begründung, dass der
Flottenkommandant Colombo, dem sie zuvor begegnet seien, von ihnen keinen
solchen Tribut abverlangt habe. Welcher Colombo – er sei mit Schiffen
und Galeeren (con nave et galee) unterwegs gewesen – war hier gemeint?
Der Gascogner Columbus Archipyrata und Columbus der Jüngere waren es
mit Sicherheit nicht, denn diese befanden sich zum damaligen Zeitpunkt nachweislich
im Ärmelkanal. Am ehesten handelte es sich um denselben Collumbus,
der sich bereits 1473 bei Almeria aufhielt und dort venezianischen Schiffen
auflauerte (und der wegen seiner Verbindung zu Tunis wahrscheinlich mit
Kolumbus identisch war).
Die heterogene Zusammensetzung der Flotte lässt
auf einen Zusammenschluss der Karavellen René von Anjous mit der
reduzierten französischen Mittelmeerflotte des Admirals Jean de Villages
(eines Neffen von Jacques Coeur) schliessen. Es ist anzunehmen, dass diese
Schiffe sich im Sommer 1476 aufmachten, die französische Atlantikflotte
bei ihrer Einfahrt ins Mittelmeer am Kap von San Vicente zu unterstützen.
Seine Schwiegermutter hiess Isabel Moñiz
und war die Witwe Bartolomeu Perestrellos, des verstorbenen Gouverneurs
der Insel Porto Santo. Die Perestrellos waren ebenfalls Adlige: Sie stammten
ursprünglich aus Italien und gehörten zum Umkreis Heinrichs des
Seefahreres (siehe:Mitglied des Templerordens?).
Bartolomeus Bruder Richarte war Prior von Santa Marinha zu Lissabon und
seine zwei Schwestern Isabel und Franca waren die Mätressen des einflussreichen
Erzbischofs Pedro de Noronha.
Gemäss Hernando Colón zeigte Isabel Moñiz
dem zukünftigen Entdecker die Seekarten ihres verstorbenen Mannes Bartolomeu
Perestrello.
Christoph Kolumbus und sein Bruder Bartolomeo nahmen in den
folgenden Jahren an mindestens einer Expedition nach Westafrika teil und
wurden dabei auf ein faszinierendes Projekt aufmerksam: auf die Erschliessung
der lukrativen Märkte Asiens und Indiens auf dem Seewege. Kolumbus
nahm Kontakt mit dem Florentiner Arzt Paolo
dal Pozzo Toscanelli (1397–1487) auf, der Kolumbus postwendend
zu seinem „edlen und grossen Wunsch“ gratulierte, den Atlantik
überqueren zu wollen, um den Grosskhan bzw. den „König der
Könige“ zu sprechen. Toscanelli liess ihm von Rom aus eine (heute
verlorene) Seekarte nach Portugal schicken.
Im Nachhinein bezeichnete Christoph Kolumbus seine Strandung
am Kap von San Vicente 1476 als ein wundersames Zeichen Gottes. Auf dem
Höhepunkt seiner Macht zeichnete er eine Skizze für ein Gemälde,
das mit den Stilmitteln der Renaissance die historische Bedeutsamkeit seiner
Entdeckungsfahrten illustrieren sollte.
Das Gemälde wurde nie gemalt und ist dennoch aussagekräftig:
Auf dem Bild steuert Colombo (Figur rechts) eine Karavelle durch die Wogen;
dies unter einem schwebenden Engel, auf dessen Fanfarenbanner Genova (oben)
geschrieben steht. Neben ihm sitzt auf gleicher Höhe der Rey Católico
Ferdinand von Aragon (Figur links). Allerdings sind es weniger die Winde,
die das Schiff vorantreiben, denn eine explosive Mischung aus Feuer und
Rauch im Schiffsrumpf.
Kirche des Convento do Carmen,
Familiengrab von Isabel und Felipa
Moñiz (1755 vom Erdbeben beschädigt)
Paolo
dal Pozzo Toscanelli, Fresko von
G. Vasari, Palazzo Vecchio, Florenz
Zeichnung, die Ch. Kolumbus zugeschrieben wird, B. N., Paris
Kolumbus nahm im Februar 1477 an einer Fahrt in den nördlichen Westatlantik teil. Gemäss eigenen Angaben segelte er über Island hinaus, bis zu einer Insel von der Grösse Englands. Für die siebziger Jahre ist eine dänisch-portugiesische Expedition dokumentiert, die bis nach Grönland gelangt war. Die Armada wurde ausgerüstet, um den Engländern bzw. den Seeleuten aus Bristol Einhalt zu gebieten; diese segelten in den Westatlantik und stiessen bis weit in dänische Fischgründe vor. Die Aufgabe der Ko-Expedition war es, das Hoheitsgebiet der Dänen neu zu markieren und an der Ostküste Grönlands Grenzsteine zu setzen. Siehe hierzu den Artikel in englischer Sprache: „Was Christopher Columbus in Greenland before he discovered America?“ (siehe: Essay)
Gemäss Hernando Colón liess sich Christoph Kolumbus
von der Sankt Brendans Saga der irischen Mönche stark beeindrucken.
Die Sage knüpft an die Endzeitmystik der spätantiken
Christenverfolgungen an und besagt, dass der heilige Brendan (ca. 486—580
n. Chr.) aus der westirischen Grafschaft Galway mit seinen Männern
auf das Meer hinaus segelte, um im Westen das verheissene Land der Heiligen
(terra repromissionis sanctorum) zu entdecken. Die irischen Seefahrerpilger
kannten damals noch die ptolemäische Weltauffassung und wussten um
die Kugelform der Erde; eine Atlantiküberquerung ist deshalb nicht
ausgeschlossen.
Kolumbus kannte auch die Legende der sieben christlichen
Bischöfe: Diese waren angeblich in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts,
zur Zeit der maurischen Eroberung Portugals, auf Schiffen in den Atlantik
hinaus geflohen. Nach einer abenteuerlichen Fahrt ins offene Meer hinaus
sollen sie auf der Insel Antilia (anta-ilha = Gegeninsel) gelandet sein,
wo sie sieben christliche Städte gründeten.
Meerfahrt
des hl. Brendan, Codex Palatinus
Germanicus 60, 179
Karte mit Antilias, A. Bianco, Venedig 1436, B. N. Paris
Nach dem Tod Karls des Kühnen 1477 bei Nancy liess der
französische König Louis XI. Burgund besetzen, doch es gelang
ihm nicht, das reiche Flandern einzunehmen. Guillaume de Casenove alias
Colomb soll im Winter 1478/79 zusammen mit anderen Seeräubern (escumeurs
de mer) von der Normandie aus bis zu achtzig flandrische Schiffe gekapert
haben (Salvagnini 1894, S. 167). Danach zog er sich 1480 auf sein Landgut
Gaillartbois in der Nähe von Rouen zurück, wo er kurz darauf starb.
Der französische König hatte am 9. Januar 1478 einen Frieden mit
Venedig geschlossen; von nun an war der Nutzen der einst gefürchteten
Korsaren gänzlich in Frage gestellt. Zwar unterzeichnete Louis XI.
am 10. Juli 1483 eine letzte Verordnung für den Bau von neuen Schiffen
und Galeeren – er wollte seinen Traum einer mächtigen Levante-Flotte
verwirklichen (Roncière 1914, S. 390). Doch die Tage des Monarchen
waren gezählt: Seit März 1481 litt er an heftigen Schüttelanfällen
und bereits im September 1482 hatte er in Florenz nach einer Arznei gegen
Hautgeschwüre (poix loupins) suchen lassen; laut der chronique scandaleuse
Jean de Royes schreckte Louis
XI. selbst von den fragwürdigsten Wundermitteln nicht zurück.
Schliesslich schickte er am 8. Juli 1483 Columbus den Jüngeren
mit drei Schiffen und 300 Mann Besatzung auf die Kapverdischen Inseln, damit
man ihm von dort das Fleisch von Wasserschildkröten besorge –
gemäss damaliger Auffassung vermochte dieses die Lepra zu heilen (Anghiera
1972, Buch VI, S. 84). Doch der französische König starb noch
im Jahr 1483 – mehrere Monate, bevor Georg Paläolog alias Columbus
der Jüngere von der westafrikanischen Küste zurückkehrte.
Dass der spätere Entdecker ihn dorthin begleitet hatte, ist nicht ganz
ausgeschlossen; denn Kolumbus hatte sich zwischen 1478 und 1484 tatsächlich
auf den Kapverdischen Inseln aufgehalten.
Louis
XI., C. d’Amiens, Château
de Saint-Roche
1484 lief der in den Rosenkriegen geschlossene Friede von
Picquigny ab und es herrschte wieder Krieg zwischen England und Frankreich.
So kam es im Winter 1484/85 zu einer zweiten grossen Seeschlacht in der
Nähe des Kaps von San Vicente im Südwesten Portugals. Am Vortag
der Schlacht
bei Bosworth im englischen Leicestershire (21. August 1485) eröffneten
unter dem Oberbefehl von Columbus dem Jüngeren sieben Schiffe das Feuer
auf vier Handelsschiffe der Republik Venedig, die von Flandern zurückkehrten.
Wie den venezianischen Geheimdienstakten zu entnehmen ist,
war im August 1485 auch ein Cristoforo Colombo corsaro mit von der Partie,
der im Auftrag von
Papst Sixtus IV. gehandelt habe; der Savoneser Papst hatte die Republik
Venedig tatsächlich kurz zuvor exkommuniziert – wegen der für
den Kirchenstaat zu expansiven Oberitalienpolitik Venedigs (Salvagnini 1894,
S. 132.). Hernando Colón, der pauschalisierend von gegnerischen Schiffen
Venedigs spricht, vermengte diese Seeschlacht mit der früheren von
1476.
Der portugiesische König
João II. unterstützte die angegriffenen Venezianer mit allen
Mitteln, als diese in Lissabon eintrafen – davon wusste auch Hernando
Colón zu berichten, der seine Informationen vom venezianischen Chronisten
Sabellico bezog.
Tatsächlich hatte er sich im Jahre 1484 bereits mit
der mächtigen Seestadt Venedig verbündet. Ein Verbleib in Portugal
war für Christoph Kolumbus ab 1485 aus verschiedenen Gründen nicht
mehr denkbar: In Portugal war es zu Adelserhebungen gegen die Regierung
João II. gekommen, und die portugiesische Aristokratie hatte sich,
um der blutigen Rache des Königs zu entgehen, teilweise bereits ins
benachbarte Kastilien abgesetzt. Kolumbus floh mit seinem noch minderjährigen
Sohn im Winter 1484/85 ebenfalls nach Andalusien. Die Algarve war ein altes
Besitztum der Familie Moñiz und im Grenzgebiet zwischen Portugal
und Spanien hatten immer noch die Herzöge und Adligen das Sagen.
Violante Moñiz, die Schwester von Kolumbus’
unterdessen verstorbener Ehefrau Felipa Moñiz Perestrello, hielt
sich bereits in Palos de la Frontera am Ufer des Rio Tinto auf. In der Nähe
befand sich das Kloster La Rabida, wo Kolumbus’ Projekt einer Atlantiküberquerung
mit grossem Interesse aufgenommen wurde.
Der Genueser Seefahrer suchte den Kontakt mit dem kastilischen Hof. Doch
als er sein Pläne vorstellte, verhöhnten ihn angeblich alle Anwesenden
– mit Ausnahme der Königin
Isabella von Kastilien, der Gott „espiritó de inteligençia“
verliehen habe. Dieser Begriff bezieht sich auf das Verständnis tiefer
liegender, religiöser Zusammenhänge und steht in Zusammenhang
mit der endzeitlichen Prophetie des süditalienischen Zisterzienser-Abt
Joachim
di Fiore (gest. 1202). Laut Kolumbus soll di Fiore gesagt haben, dass
derjenige, der auserwählt sei, das Haus des Berges Zion wiederaufzubauen,
von Spanien aus aufbrechen müsse.
Kolumbus’ Projekt wurde in der Folge kontrovers diskutiert:
vom Befürworter Fray Diego de Deza und von Hernando de Talavera, dem
späteren Erzbischof von Granada (letzterer war ein entschiedener Gegner
des Projekts). Kolumbus trat in den Sold der spanischen Krone und beteiligte
sich an der Reconquista, der christlichen Wiedereroberung Spaniens: Er nahm
an den Belagerungen Murcias, Malagas und Bazas teil. Sein Bruder Bartolomeo
Colombo befand sich immer noch in Portugal und nahm an der Erstumsegelung
des Kaps der Guten Hoffnung unter dem Kommando des portugiesischen Kapitäns
Bartolomeu
Dias teil.
Als die Seefahrer zurückerwartet wurden, liess König
João II. am 20. März 1488 einen Freibrief an Christoph Kolumbus
überbringen. In diesem bezeichnet er ihn als unseren besonderen Freund
(noso especial amigo), dessen Tüchtigkeit und Talent man in Portugal
immer noch gebrauchen könnte; trotz einiger Angelegenheiten, in die
er, Kolumbus, verwickelt gewesen sei, habe er seitens der portugiesischen
Justiz nichts mehr zu befürchten: Dieses Schreiben sei Befehl an alle
Gerichtspersonen, ihn nicht zu behelligen. Es ist ungewiss, ob Kolumbus
in der Folge nach Lissabon reiste, um seinen zurückkehrenden Bruder
zu treffen. Denn im selben Jahr gebar ihm die Cordobesin Beatrice Henríquez
de Harana seinen zweiten Sohn Hernando Colón.
1491 wurde Christoph Kolumbus in Kastilien ein weiteres Mal
zurückgewiesen. Der päpstliche Legat Alessando Geraldini da Amelia
erinnert sich später, Kolumbus habe sich in einen theologischen Disput
verstricken lassen und sei in der Folge sogar der Ketzerei bezichtigt worden.
Nach der Einnahme der Stadt Granada im Frühjahr 1492 wollte sich Kolumbus
nach Frankreich einschiffen lassen, denn dort hatte sein Bruder angeblich
erfolgreich mit Louis XI.’ Tochter Anne de Beaujeu verhandelt. Spanische
Herolde griffen ihn jedoch kurz vor seiner Abreise auf und brachten ihn
ins Heerlager von Santa Fé bei Granada; dort handelte er mit den
Reyes Católicos Isabella
von Kastilien und Ferdinand von Aragon den berühmten Vertrag von
Santa Fé aus.
Dieser Vertrag von Santa Fé wurde im April 1492 unterzeichnet,
im selben Monat als auch die Ausweisung von Juden und Moslems aus Spanien
angeordnet wurde. Die im Vertrag von Santa Fé enthaltenen, weitreichenden
Privilegien für Kolumbus (Admirals- und Vizekönigstitel, finanzielle
Beteiligung etc.) waren erblich und hatten auch für seine Nachkommen
Gültigkeit.
Katholische Könige und Kardinal Mendoza marschieren in Granada ein 1492, Altarschnitzerei, Capilla Grande,
Seeschlacht, H. Burckmaier, um 1520
Kloster von La Rabida
Palos am Rio Tinto (gegenüber Huelva), Steg von 1492, nachgebaut
Isabella von Kastilien, Gravur in den Protokollen des Klosters Las Cuevas, Sevilla. Academia Real de la Historia, Madrid
Diego de Deza, anonym,
17. Jh., Sevilla, Colombina
Granada Geraldini di Amelia, päpstlicher Legat in
Spanien 1491
Granada Allegorie auf die Ausweisung Andersgläubiger
aus Spanien 1492, H. Schedels Weltchronik